Titel-Beleg Heft 164
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Das Titelbild zeigt einen
Paketbegleitbrief, der in Coeln zusammen mit dem dazugehörigen Paket
am 4.7.(1860) bei der Post aufgegeben worden ist. Gerichtet ist der
Paketbegleitbrief nach Bingen, wo die Post jedoch von Thurn- und
Taxis verwaltet wurde. Der Text auf diesem Paketbegleitbrief lautet:
„Anbei Px3 ein Paket in grau Papier enthält Proben.“ Der
Empfänger war Joh. Becht Kirchenmeister Bingen. Von fremder Hand,
wahrscheinlich dem Postbediensteten in Coeln, wurde der
handschriftliche Vermerk: „Verpackung auf Gefahr von
J. J. Laugen & xxx“ hinzugefügt. Unten links trägt der Brief
noch den handschriftlichen Vermerk „frco“, damit war
klargestellt, dass der Absender die Beförderungsgebühr getragen
hatte. Am linken Rand des Briefes wurde vom Postbediensteten das
Gewicht, hier 10 Loth, notiert. Außerdem weist der Paketbegleitbrief
auch noch eine blaue Austaxierung „2“ in der Mitte des Beleges
auf.
Gebührenberechnung: Die
Entfernung von Coeln nach Bingen beträgt knapp 20 Meilen, das
entspricht nach dem deutsch-österreichischem Postvertrag der 5.
Entfernungsstufe (je vier Meilen eine Entfernungsstufe). Für jedes
Pfund waren nach dem Tarif vom 1. 4. 1858 zwei Pfg. je Pfund für je
vier Meilen zu zahlen. Daraus ergibt sich die nachfolgende
Berechnung:
1. Gewichtsstufe x
5. Entfernungsstufe x 2 Pfg.,
das ergibt 10 Pfg., zusammen
also nicht einmal einen Silbergroschen. Hier setzte nun die
Vorschrift ein, dass eine vorgeschriebene Mindestgebühr erhoben
werden musste. Diese betrug für Entfernungen zwischen 16 – 24
Meilen vier Silbergroschen. Zur Begleichung dieser Gebühr in Höhe
von 4 Sgr. wurden zwei Freimarken zu je 2 Sgr. benutzt, einmal eine
2-Sgr.-Freimarke der 1. Ausgabe von 1850 und eine Freimarke zu 2
Sgr. der zweiten Ausgabe von 1857.
Es handelt sich infolgedessen um
eine relativ seltene Mischfrankatur gleicher Wertstufen. Hinzu kommt,
dass die Freimarke der 1. Ausgabe mit dem Ortsaufgabestempel statt
des normalerweise für die Entwertung von Freimarken der 1. Ausgabe
vorgeschriebenen Nummern-Stempels entwertet worden ist. Die relativ
späte Verwendung der 2-Sgr.-Freimarke der 1. Ausgabe im Jahr 1860
dürfte die Ursache dafür sein, dass diese 2-Sgr.-Freimarke mit dem
Ortsaufgabestempel entwertet worden ist. Der Paketbegleitbrief weist
auf der Rückseite des Briefes eine handschriftliche Datumsangabe von
1860 auf, was durchaus plausibel erscheint, sowie einen
Paketaufklebezettel, der in roter Farbe die Nr. „979“ und den
Text „aus Cöln“ aufweist.
Abschließend bleibt nur
noch, auf die Bedeutung der auf der Vorderseite des Beleges mit
Blaustift austaxierten „2“ hinzuweisen. Diese blau austaxierte
„2“ besagt, dass in Bingen noch das Bestellgeld für die
Paketzustellung einzuziehen war. In Bingen galt jedoch die Kreuzer-
bzw. Guldenwährung; der Empfänger des Paketes hatte also für die
Zustellung desselben zwei Kreuzer Bestellgeld zu bezahlen.