Titel-Beleg Heft 173 - Arge Preussen

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Titel-Beleg Heft 173

Archiv - Titelbelege
 
Das Titelfoto zeigt einen Brief, der am 1.6.(18)63 in Königsberg/Ostpreußen zwecks Beförderung nach Libau in Lettland, damals eine Stadt im Zarenreich Russland, zur Post gegeben worden ist. Der Empfänger des Briefes war der Konsul J. C. Wirkau. Diese Familie Wirkau führte über Generationen ein erfolgreiches Geschäftshaus in Libau. Auch der Absender des Briefes ist aufgrund des vorhandenen Absenderstempels eindeutig zu identifizieren, es handelt sich um die Firma J. B. Oster in Königsberg/Ostpreußen. Obwohl der Brief keinen „Inhalt“ aufweist, ist davon auszugehen, dass es sich um einen Brief mit geschäftlicher Thematik gehandelt hat.

Zur Portoberechnung:
Die Entfernung von Königsberg in Ostpreußen bis zur russischen Grenze betrug ca. 19 Meile, dafür waren für einen einfachen Brief, unter 1 Loth Gewicht, und der 2. Entfernungstufe, zwischen 10 und 20 Meilen, 2 Silbergroschen preußische Beförderungsgebühr zu zahlen. Die russische Beförderungs-gebühr berechnete sich danach, ob der Empfängerort innerhalb einer bestimmten Grenzregion oder außerhalb derselben lag. Für Briefe, deren Empfängerort innerhalb dieser Grenzregion lag, war 1 Sgr. und für Briefe, deren Empfängerort außerhalb dieser Grenzregion lagen, 3 Sgr. Beförderungsgebühren zu zahlen. Libau lag nicht mehr in diesem Grenzbereich, dieser umfasste die Regionen Polangen, Tauroggen, Georgenburg, Wirballen, Grajewo, Miawa, Dobrezin, Sluzewo, Slupca, Kalisch, Wieruszow und Szenstochau. Obwohl die Entfernung von der preußisch-russischen Grenze nach Libau nur ca. 13 Meilen betrug, waren für die Beförderung des Briefes auf dieser Strecke nach dem damals gültigen Postvertrag vom 13.4.1852 exakt 3 Sgr. russische Beförderungsgebühr zu bezahlen. Diese russische Beförderungs-gebühr wurde auch handschriftlich in blau, siehe Mitte des Briefes, „WF3“ (Weiterfranco) austaxiert. Der Postvertrag von 1852 war gültig bis zum Jahre 1866. Insgesamt betrug die Beförderungsgebühr für den vorliegenden Brief also 5 Sgr. Diese Gesamtgebühr wurde auch beglichen und zwar mit Hilfe der Freimarken Michel-Nr. 10 im Wert von 1 Sgr., Michel-Nr. 16 im Wert von 1 Sgr und einer Michel-Nr. 18 im Wert von 3 Sgr. Entwertet wurden die Freimarken mit dem Doppelkreisstempel von Königsberg PR. am 1.6.(18)63. Bemerkenswert dabei ist seltene wertstufengleiche Kombination von zwei Freimarken zu je 1 Sgr. aus unterschiedlichen Freimarkenausgaben.
Abschließend bleibt nur noch darauf hinzuweisen, dass der Brief rückseitig einen Ausgabestempel vom 24. Mai 1863 aufweist. Diese Differenz ist darauf zurückzuführen, dass die Zeit in Russland im 19. Jahrhundert nach dem Julianischen Kalender berechnet worden ist. Die Umstellung auf den Gregorianischen Kalender erfolgte in Russland erst im 20. Jahrhundert.

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